Über das Projekt

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Während in anderen Designdisziplinen bereits ein Bewusstsein für einen umweltfreundlichen Umgang im Gestaltungs- und Produktionsprozess entstanden ist, findet im Bereich des Grafik Designs eine Anpassung an die aktuelle ökologische Lage nur sehr langsam statt. Abgesehen von der Verwendung von Recyclingpapier haben sich beinahe noch keine Alternativen zur Entlastung der Ressourcen durchgesetzt: Druckerzeugnisse als Kommunikationsmittel finden in oftmals gleicher Ausführung und kurzlebiger Form eine Anwendung. Meistens schränkt Zeit- bzw. Geldnot die Materialauswahl ein und es siegt die günstigste Variante oder die schnellste Druckausführung – was zu einem eintönigen und umweltbelastenden Produkt führt.

Der Nutzen von Ressourcen wird jedoch in vielen Fällen von Gestalter:innen dieser Branche bestimmt. Sie formen und «informieren» das Material, um daraus einen Werbeträger bzw. ein kommerzielles Gut herzustellen. Was zählt ist, welche Information beim Konsumenten ankommt. Doch dabei werden Eigenschaften, Ursprung und Potenzial des Materials oft nicht berücksichtigt.

Über uns

Wie gestalten wir zukünftig Kommunikation? Wie können Grafikdesigner:innen den wachsenden ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen gerecht werden? Wie positionieren wir uns im Spannungsfeld von Klimakrise, Ressourcenknappheit, KI-Kreativität und gesellschaftlicher Polarisierung? Diese Fragen beschäftigen uns in unserem Arbeitsalltag und darüber hinaus.

Unser Projekt New Graphic Standard ist aus eigener Initiative entstanden, als wir im Studien- und Arbeitsalltag feststellten, dass es an Wertschätzung und Bewusstsein für einen ökologischen Umgang in Bezug auf Printprodukte mangelt. Bislang ist einschlägige Literatur zu diesem Thema schwer zu finden und es fehlt an Weiterbildungsangeboten. Deshalb haben wir uns auf eine Forschungsreise begeben, die bis heute andauert.

Als Grafikerinnen wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen und Verantwortung für unsere Gestaltung übernehmen. Dies ist nur möglich, wenn wir uns neues Wissen aneignen können. Hierzu ist eine Auseinandersetzung mit den gängigen Materialien, sowie das Verstehen und Hinterfragen von Produktionsabläufen nötig. Konkret heisst das, dass wir alle «Stationen» eines Printproduktes auf dem Weg zur Herstellung beleuchten, analysieren und verstehen und in einem nächsten Schritt optimieren bzw. Alternativen aufzeigen wollen.

Diese Forschung ist nicht nur für unser eigenes kreatives Schaffen relevant: Die Vertiefung im Bereich der nachhaltigen Gestaltung ist essenziell für die Zukunft unseres Berufes und unserer Branche. Deshalb wollen wir das erarbeitete Know-how in die Designbranche zurückfliessen lassen und den Handlungsspielraum und die Kompetenz für nachhaltige Produktionsprozesse stärken. Mit unserer Publikation stellen wir ein praktisches Nachschlagewerk für Agenturen und Designstudios zur Verfügung, das auch als Lehrmittel in der Ausbildung dient. Darüber hinaus geben wir unser Wissen und unsere Erfahrungen im Rahmen von Workshops, Vorträgen oder in Beratungsgesprächen weiter.

Unser Ziel ist es, zu einer ganzheitlich nachhaltigen Transformation der Branche beizutragen. Im Sinne eines ökologischen Handabdrucks heisst das: was können wir tun, um andere zu inspirieren? Wo liegen unsere Kompetenzen und unsere Verantwortung in der Gestaltung von Kommunikation, wenn es darum geht, über die Klimakrise zu informieren oder postfossile Lebensentwürfe zu verhandeln? Frei nach dem Motto by design or by disaster wollen wir nicht darauf reagieren, dass ökologische Katastrophen und technologischer Wandel uns vor vollendete Tatsachen stellen, sondern proaktiv vorgehen, wie wir unsere Tätigkeit angesichts der neuen Herausforderungen und Chancen gewinnbringend einbringen können. Im Fokus dieser Auseinandersetzung stehen nicht nur ökologische, sondern auch soziale, ethische, ökonomische und technologische Aspekte.



Kompetenzen
… wir beraten zu Fragen rund um die Umsetzung von ressourcenschonenden und klimafreundlichen Prozessen und Projekten.
… wir bieten Gastvorträge, Workshops oder Kurse zum Thema nachhaltiges Grafikdesign.
… und sind stets interessiert an Austausch, Rückmeldungen und Fragen.



Portrait

Ladina Ingold studierte Visuelle Kommunikation (BA), Integrative Design (MA) an der HGK, Basel sowie zwei Semester Eco-Social Design an der Uni BZ, Bozen. Ihr Interesse gilt zukunftsfähigem Design, welches Verantwortung übernimmt. Als Grafikerin bedeutet das für sie, den Lebenszyklus eines Printprodukts in seiner Gesamtheit zu betrachten. Nebenbei experimentiert und forscht sie an einem Druckverfahren, welches organisches Restmaterial zu Pigmenten und Prints verwertet.

Katharina Scheller ist Kommunikationsdesignerin und Designforscherin. Sie hat einen BA in Visueller Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung Basel und einen MA in Design Research an der Hochschule der Künste Bern. Als Kommunikationsdesignerin konzipiert und gestaltet sie in den Bereichen Wissensvermittlung, Informationsdesign, Buch- und Ausstellungsgestaltung. In ihrer Forschungstätigkeit beschäftigt sich Katharina Scheller mit der visuellen Wissensvermittlung von ökologischen Themen und untersucht dabei insbesondere die Kartografie im Bereich der Biodiversität.